Januar 2013

Chancen für junge Menschen auf den Char-Inseln, Bangladesch

Die Kinder und Jugendlichen, die auf den Flussinseln im Faridpur-Distrikt, Bangladesch leben, hatten bis vor kurzem noch kaum Möglichkeiten eine Schule zu besuchen und eine gute Ausbildung zu erhalten. 85 % der Kinder zwischen 5-7 Jahren gingen nicht zur Schule und die Alphabetisierungsrate auf den Inseln lag bei nur 50 %.

Shampa möchte Lehrerin werden.

Unser Kooperationspartner, der Andheri Hilfe e.V. in Bonn, nahm sich über seinen Projektpartner vor Ort AKK (Amra Kay Kory) dieser Problematik an und möchte durch den Aufbau von Vorschulen und das Angebot von mobilen Ausbildungszentren den Kindern und Jugendlichen auf den Char-Inseln neue Chancen geben – gemeinsam mit der Salubritas Stiftung!

Vorschulen eröffnen den Weg in eine gute Ausbildung

Dank der Spende der Salubritas Stiftung können drei Vorschulen für das komplette Jahr 2012 betrieben werden. In jeder dieser Vorschulen werden zur Zeit 30 Schüler unterrichtet, d.h. die Salubritas-Stiftung fördert 90 Kinder ein ganzes Jahr lang. AKK berichtet uns, dass diese 90 Kinder regelmäßig zur Schule gehen und sich fleißig im Unterricht engagieren. 20 dieser Kinder mussten zuvor regelmäßig ihren Vätern bei der Arbeit helfen, doch auch diese Kinder können nun den kostenfreien Unterricht besuchen. Shampa, eine von der Salubritas-Stiftung geförderte Schülerin berichtet:

Shampa möchte einmal Lehrerin werden
Die sechsjährige Shampa lebt mit ihren Eltern und ihren zwei jüngeren Schwestern in dem Dorf Tara Majher Dangin. Ihr Vater verdient als Fischer schwerlich genug, um seine Familie zu ernähren. Er und seine Frau sind Analphabeten und hatten nie die Chance eine Schule zu besuchen. Es ist ihnen daher ein besonderer Wunsch ihren Töchtern eine gute Ausbildung als Grundlage für ein einfacheres und besseres Leben zu ermöglichen. Doch eine Schule gab es vor dem Einsatz des AKK in ihrer Nähe nicht und das Geld für Uniformen und Bücher hätten sie sowieso nicht aufbringen können.

Auf dem Treffen des Dorfentwicklungskomitees erfuhr Shampas Mutter, dass AKK eine Vorschule in ihrem Dorf einrichten werde, in der 30 Kinder zwischen 5-7 Jahren ohne die Erhebung von Schulgebühren unterrichtet werden sollen. Die Kinder würden auch Schuluniformen, Lehrmaterialien und gar eine Mittagsmahlzeit gestellt bekommen. Sofort bemühte sich die junge Mutter um die Einschreibung ihrer Kinder.
Auch ihr Ehemann war begeistert, als er von dieser neuen Schule erfuhr und die ganze Familie war glücklich, als Shampa in der Vorschule aufgenommen wurde. Sie geht nun regelmäßig zur Schule und ist eine sehr gute Schülerin – in den Halbjahresexamina schloss sie als Beste ab. Dies wurde von der ganzen Nachbarschaft gefeiert.
Besonders liebt sie es zu malen, zu singen und zu tanzen. Sie wünscht sich sehr, dass sie in die weiterführende Schule gehen kann und möchte später einmal Lehrerin werden, um den Menschen in ihrem Dorf weiter zu helfen. Shampas Eltern wollen es ihrer Tochter ermöglichen im nächsten Jahr die staatliche Grundschule zu besuchen und wollen auch ihren jüngeren Töchtern eine gute Ausbildung ermöglichen.

Mobile Berufsausbildungszentren geben jungen Menschen Chancen

Mit Hilfe der Salubritas Stiftung können 15 Jugendliche eine Berufsausbildung machen – eine einzigartige Zukunftschance auf den Chars!
Bisher hatten die Jugendlichen auf den Char-Inseln keine Alternative, als gemeinsam mit den Eltern auf den Feldern zu arbeiten oder die wenigen Tiere zu hüten. Manche verliessen ihre Heimat, suchten Arbeit und Einkommen auf dem Festland – getrennt von der Familie und ohne große Hoffnung. Doch AKK will dies ändern, will den jungen Menschen in ihrer Heimat Ausbildungschancen geben. Mit Förderung der Salubritas Stiftung können sie dies jetzt für 15 junge Frauen und Männer tun! Sie werden nun zu Schneidern und Mechanikern ausgebildet. Kudarat Ali ist einer von ihnen.

„Dank der mobilen Berufsausbildung habe ich endlich eine Perspektive!“

So berichtet der 22-jährige Kudarat Ali. Als ältester Sohn musste er oftmals auf den Feldern nahe seines Dorfes etwas Geld verdienen, um seinen kranken Vater zu unterstützen, der als Tagelöhner nur selten genug Geld verdiente, um seine Familie zu ernähren. Oftmals mussten sie Hunger leiden. Auch Kudarat sah keine Zukunftsperspektive, wie sollte er ohne vernünftigen Schulabschluss eine gut bezahlte und regelmäßige Arbeit finden? Immer mehr verlor er die Hoffnung und schlug seine freie Zeit oftmals mit Freunden tot.

Seine Mutter ist Mitglied der von AKK gegründeten Selbsthilfegruppe, sie spart gemeinsam mit anderen Frauen und nimmt regelmäßig an den Gruppentreffen teil. Hier erführ sie auch, dass AKK mit Unterstützung der Salubritas Stiftung ab Juli 2012 zwei Lehrer in dem Dorf Mozid Mtu einsetzen würde und hier in Schneiderei und Mechanik zwei sechsmonatige Ausbildungskurse anbieten würde. Begeistert erzählte sie ihrer Familie von diesem mobilen Ausbildungszentrum. Schnell war auch Kudarat begeistert: er wollte Automechaniker werden. Bei AKK erhielt er das Bewerbungsformular und wurde kurze Zeit später in den Kurs angenommen.

In dem Ausbildungskurs lernt er nun die Grundlagen der Mechanik. Er ist sehr motiviert und sieht nun wieder einen neuen Sinn in seinem Leben. Besonders motiviert es ihn, dass er bereits praktische Aufgaben in seinem Dorf übernehmen kann. So ist er für die Instandhaltung und Kontrolle von fünf Brunnen mit integrierten Wasserpumpen ver-antwortlich, die für die Bewässerung der Felder rund um sein Dorf genutzt werden. Er verdient so bereits 5.000 Taka (rund 50 Euro) im Monat, das ist mehr als sein Vater als Tagelöhner verdient (2.500-3.000 Taka). Dieses Geld ermöglichte ihm die dringend notwendige medizinische Behandlung seines Vaters zu zahlen und seiner Familie zu helfen. Kudarats Traum ist es, einmal eine eigene kleine Werkstatt zu eröffnen und er ist bereits auf einem guten Wege.